
Die Hundezunge als Hitzewarnsystem – was sie dir im Sommer verrät
Gerade im Sommer beobachten viele Hundemenschen ihre Vierbeiner ganz genau – aus gutem Grund. Denn hohe Temperaturen sind nicht nur für uns belastend, sondern können auch für unsere Hunde schnell gefährlich werden. Besonders spannend: Die Zunge deines Hundes kann dir viel darüber verraten, wie stark ihn die Hitze belastet – wenn du weißt, worauf du achten musst.
Warum Hunde hecheln – und was dabei passiert
Im Gegensatz zu uns Menschen können Hunde nicht über die Haut schwitzen. Sie haben zwar Schweißdrüsen an den Pfoten, aber ihre überschüssige Körperwärme verlieren sie über die Atemwege. Ihr körpereigenes Kühlsystem ist das Hecheln, dadurch bekommen sie nicht nur mehr Sauerstoff, sondern können ihren Körper effizient herunterkühlen. Wie das funktioniert? Beim Hecheln erhöht sich die Atemfrequenz, aber die Luftmenge, die mit jedem Atemzug eingeatmet wird, verringert sich, was die perfekten Bedingungen für einen Wärmeaustausch schafft.
Hunde atmen beim Hecheln schnell und flach – so wird kühle, trockene Luft eingeatmet und warme, feuchte Luft ausgeatmet. Die Luft streicht dabei über die feuchten Schleimhäute von Zunge, Rachen und Nase, wodurch die Wärme über Verdunstung entweichen kann. Je schneller das passiert, desto besser die Kühlung – darum hecheln Hunde bei steigender Hitze immer intensiver.
Die 3 Atemarten unserer Hunde
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Nur durch die Nase (entspannt, normal)
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Einatmen durch Nase, ausatmen durch Nase und Maul (Bei leichter Wärme)
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Durch Nase und Maul ein und aus (Aktive Kühlung)
Wenn der Hund besonders schnell abkühlen muss, verändert neben der Atmung auch die Form der Zunge: Sie wird länger, breiter, flacher und bekommt die typische Spatel- oder Löffel-Form. Dadurch wird die Oberfläche vergrößert und es kann mehr Hitze abgegeben werden. Meist kommt es auch zu vermehrtem Speichelfluss, um die Verdunstung und damit den Kühleffekt zu verstärken.
Was die Zunge dir verrät:
Jetzt weißt du bereits, warum und wie dein Hund hechelt, aber woran kannst du erkennen, dass ihm zu heiß ist und ab wann es gefährlich für ihn wird?
Normales Hecheln
Ein Bild das wir bestimmt jeder Hundebesitzer kennt: Dein Hund hat das Maul geöffnet und hechelt mit der Zunge im Maul, wenn er sich ausruht oder gerade trainiert. Oft totten Hunde auch mit einem offenen, entspannten „Lächeln“ durch die Welt und hecheln dabei ein wenig. So sieht ein zufriedener, entspannter Hund aus.
Also einfach weitermachen!
Warm, aber immer noch fröhlich
Dein Hund hechelt mit herausgestreckter Zunge, wenn er gerade getobt hat oder schneller gelaufen ist oder die Temperaturen um die Mittagszeit sehr hoch sind. Die Zunge sollte locker und entspannt sein, und das Hundegesicht sollte einen zufriedenen Gesichtsausdruck ohne angespannte Muskeln. Du kannst das auch ganz einfach testen: Wenn dein Hund in diesem entspannten Thermoregulationszustand ist, kann er jederzeit aufhören zu hecheln, wenn er durch etwas abgelenkt wird (z.B. mit einem Leckerli, seinem Lieblingsspielzeug oder durch einen anderen Hund).
Auch dieser Zustand ist völlig in Ordnung, beobachte einfach, ob das Hecheln sich verändert.
Die Hitze macht sich bemerkbar - beobachte ganz genau
Ab hier kann es kritisch werden, daher achte ganz genau auf die Warnsignale. Es ist wichtig, die Anzeichen zu kennen und zu erkennen. Wenn der Körpertemperatur deines Hundes durch Bewegung oder die Außentemperatur weiter steigt, verändert sich seine Körpersprache. Die Zunge wird weiter herausgestreckt und nimmt die bereits typische Spatelform an (die Zuge wird länger und an der Spitze breiter).
Sobald dein Hund Schwierigkeiten hat, seine Körpertemperatur selbst zu regulieren, wird sein Gesichtsausdruck angespannt und er bekommt das sogenannte "Stress-Lächeln". Die Lefzen ziehen sich zurück und es entstehen Grübchen oder Falten in den Mundwinkeln. Dieser Gesichtsausdruck kann wie ein glückliches, zufriedenes „Lächeln“ aussehen, ist aber häufig ein Zeichen von Stress, beispielsweise, weil er mit einer Überhitzung kämpft.
Warnzeichen dafür, dass dein Hund Hilfe zur Abkühlung braucht:
- fast menschenähnlicher, besorgter Ausdruck mit "hochgezogenen Augenbrauen"
- Ohren sind zurückgelegt
- auch Ablenkungen stoppen das Hecheln nicht
- flaches Hinlegen, um mehr Kontakt mit dem kühlen Boden zu bekommen
- übermäßige Speichelbildung
- ängstlich oder unruhig
- Haut, Nase oder Pfoten fühlen sich bei Berührung wärmer an als sonst
Wenn du diese Anzeichen erkennst, unterbrich bitte sofort jegliche Aktivität und hilf deinem Hund, sich abzukühlen. Bring ihn in einen kühleren Bereich, biete ihm frisches Wasser an und lass ihn im Schatten ausruhen.
Hitzeschlag bei Hunden
Zum Glück ist inzwischen allgemein bekannt, dass Hunde nicht in parkenden Autos gelassen werden dürfen - nichtmal kurz! Doch was viele nicht wissen: Der häufigste Auslöser für einen Hitzschlag beim Hund ist Bewegung. Ein Hitzschlag durch Bewegung, vor allem bei warmem Wetter, kann genauso gefährlich sein wie ein Hitzschlag, der durch das Warten in einem heißen Auto verursacht wird.
Angesichts der steigenden Temperaturen, der die Sommer immer heißer werden lässt, ist das frühzeitige Erkennen von Anzeichen einer hitzebedingten Erkrankung von entscheidender Bedeutung.
Behandlung eines Hitzschlages beim Hund
Wenn du Anzeichen eines Hitzeschlags feststellst, gilt es sofort zu handeln!
- Bring deinen Hund sofort an einen schattigen, kühlen Ort
- Befeuchte folgende Bereiche, um ihn sanft zu kühlen (mit lauwarmem bis leicht kaltem Wasser): Pfoten, Achseln, Leisteninnenseiten, Bauchunterseite, ggf. Halsbereich
- Frisches, lauwarmes Wasser bereitstellen, aber deinen Hund nicht zwingen zu trinken. Wenn er trinken will: kleine Mengen auf einmal.
- Ein Hitzschlag kann innere Organe schädigen (Nieren, Herz, Gehirn).
Selbst wenn sich der Hund „beruhigt“, sollte er möglichst schnell tierärztlich untersucht werden.
Was du auf keinen Fall tun solltest:
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Übergieße deinen Hund nicht komplett mit kaltem Wasser. Das kann zu einem Kreislaufschock, Gefäßverengung oder sogar Krämpfen führen
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Wickle ihn nicht in kalte Tücher ein, denn das hält die Hitze am Körper. Stattdessen kühle ihn wie oben beschrieben und lasse dann Luft dran
- flöße einem bewusstlosen Hund kein Wasser ein. Hier besteht die Gefahr, dass das Wasser in die Lunge gelangt
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kein eiskaltes Wasser zum kühlen oder trinken verwenden (Erfahre mehr dazu in unserem Blogbeitrag: WARUM GEFRORENES FÜR HUNDE KEINE GUTE IDEE IST – SO GEHT’S BESSER!)
Darum es wichtig ist, mit der Behandlung zu Hause zu beginnen:
In einer Studie wurde untersucht, wie sich die Sterblichkeitsrate bei Hunden nach einem Hitzschlag unterscheidet, wenn sie vor dem Transport zum Tierarzt gekühlt wurden und wenn nicht. Bei Hunde, die vor dem Transport zum Tierarzt nicht gekühlt wurden, lag die Sterblichkeitsrate bei 49 Prozent, während die Sterblichkeitsrate nur 19 Prozent betrug, wenn die Tierhalter vor der Fahrt mit Kühlmaßnahmen begannen.
Besondere Vorsicht bei empfindlichen Hunderassen
Nicht alle Hunde kommen mit Hitze gleich gut zurecht. Besonders gefährdet sind sogenannte brachyzephale Rassen, also Hunde mit kurzer Schnauze und engem Nasenraum – wie Mops, Französische Bulldogge, Boxer oder Pekinese. Aufgrund ihrer verkürzten Atemwege können sie Wärme schlechter über die Atmung abgeben und kühlen langsamer ab. Auch ältere Hunde, übergewichtige Tiere oder Hunde mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bei hohen Temperaturen besonders empfindlich.
Für diese Hunde gilt: Schon bei moderater Wärme sehr vorsichtig sein, Aktivitäten reduzieren und frühzeitig für Abkühlung sorgen. Lieber zu früh reagieren als zu spät.
So beugst du Überhitzung im Alltag vor
Natürlich ist es am besten, wenn es gar nicht erst zu einem kritischen Hitzemoment kommt. So kannst du deinen Hund ganz einfach schützen:
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Spaziergänge nur früh morgens oder abends, wenn es noch oder wieder kühl ist
- Heiße Oberflächen meiden, vor allem Asphalt (Erfahre mehr dazu in unserem Blogbeitrag: PFÖTCHEN UND ASPHALT – WIE GEFÄHRLICH IST DIE SOMMERHITZE FÜR HUNDE?)
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Immer frisches, zimmerwarmes Wasser bereitstellen – im Haus, im Garten, unterwegs
- eine intensiven Spiele oder Trainingseinheiten bei hohen Temperaturen
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Unterwegs: faltbare Näpfe oder Trinkflaschen für Hunde einpacken
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Schattige Plätzchen mit kühlem Untergrund als Rückzugsort sicherstellen
- Wenn wir das eingebaute Temperaturwarnsystem unserer Hundes verstehen, können wir dazu beitragen, dass wir noch viele glückliche und sichere Sommer zusammen verbringen.